Schüler/innen erforschen die (un)übersehbare Mehrsprachigkeit der Wiener Linguistic Landscape

Shop, Café, Döner – wer durch Wien geht, sieht Ladenschilder und Werbeplakate in mehr als hundert Sprachen. Nicht nur Englisch ist stark präsent, sondern auch die Herkunftssprachen der Wiener Bevölkerung mit Migrationsgeschichte und Schulfremdsprachen wie Französisch.

Die unterschiedlichen Texte, an denen man nicht vorbeisehen kann, repräsentieren und inszenieren die Rolle, die die jeweiligen Sprachen in der Sprachlandschaft (Linguistic Landscape) spielen, und laden zur Sensibilisierung für Mehrsprachigkeit und zum Fremdsprachenlernen vor der Haustür ein.

Im VisibLL-Projekt dokumentieren, analysieren und reflektieren Schüler*innen und Lehrer*innen als Citizen Scientists (CS) mit der Smartphone-App Lingscape jene ‚nicht-deutschen‘ Sprachen, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Die CS-Schüler*innen stammen aus zwei Partnerschulen im 5. und 8. Wiener Gemeindebezirk (GRG5 Rainergymnasium und BG8 Piaristengymnasium). Die Feldforschung findet an Projekttagen in den Stammbezirken statt. Die Feldforschung durch die CS-Lehrer*innen ist in Fortbildungen an der PH Wien eingebettet.

Im Projekt erfahren wir dann zum Beispiel, ob Lehnwörter wie Shop, Café und Döner noch allgemein als englisch, französisch und türkisch kategorisiert oder bereits als deutsch eingestuft werden. Auf Basis der Feldforschung und kritischen Reflexion mit den CS entwickeln wir im Anschluss nachhaltig einsetzbare Unterrichtsmaterialien zur Mehrsprachigkeit in der Linguistic Landscape, die an unserer dritten Partnerschule, der AHS Wien-West, sowie von einer weiteren PH-Fortbildungsgruppe erprobt und evaluiert werden.

Zur öffentlichen Ergebnispräsentation organisieren wir gemeinsam mit den CS-Schüler*innen Ausstellungen in den Bezirksmuseen des 5. und 8. Bezirks. In einem abschließenden internationalen wissenschaftlichen Symposium können interessierte Schüler*innen ihre VWA-Arbeiten zum Thema in einer Poster-Session präsentieren.

VisibLL ist ein interdisziplinäres Projekt, das an der Schnittstelle von Sprachwissenschaft und Didaktik angesiedelt ist. Didaktisch soll es dazu beitragen, Schüler*innen in ihrer eigenen Lebenswelt an empirische Forschungsprozesse heranzuführen, Lehrende aus- und weiterzubilden, die Projektergebnisse in Form von Unterrichtsmaterialien nachhaltig in die Schulpraxis einzubringen und die Citizen Scientists für Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum zu sensibilisieren. Die sprachwissenschaftlichen Hauptziele sind die Dokumentation von Herkunfts- und Fremdsprachen in der Wiener Linguistic Landscape und die Analyse ihrer Perzeption vor dem Hintergrund von Theorien des Sprachkontakts und des Sprachwandels. Daneben leistet VisibLL einen Beitrag dazu, den Citizen Science-Ansatz in den Geisteswissenschaften zu etablieren.

Das Projekt wird unter der Leitung von Barbara Soukup (Institut für Germanistik) und Co-Investigatorin Elissa Pustka (Institut für Romanistik) durchgeführt (beide Universität Wien).

VisibLL wird über das Programm Sparkling Science 2.0 vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert.

 

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